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Wie geht es mit der Abfallentsorgung in Hamminkeln weiter? Eine Geschichte mit vielen Kapiteln

Kapitel 6: Ist das Wiegesystem ökologisch sinnvoll?


In unserem Prüfantrag war das Thema „Ökologie/CO2-Ausstoß“ ein wesentlicher Faktor. Die Verwaltung ist in der ihrer Vorlage nur auf wenigen Zeilen darauf eingegangen. Viel zu wenig bei einem so wichtigen Thema. Zumal in Hamminkeln der Klimanotstand ausgerufen wurde.


Wegen des Wiegesystems müssen die Bürgerinnen und Bürger mit Bioabfällen und Windeln zu einer Annahmestelle fahren. Anhand der bekannten Mengen und einem angenommenen Durchschnittsgewicht pro Anlieferung kommt man schnell zu dem Ergebnis, dass jährlich je ca. 24.000 An- und Abfahrten (die meisten dürften mit dem Auto erfolgen) zu den Sammelstellen vorgenommen werden. Je nach dem woher man kommt, sind das etliche Kilometer pro Jahr. Natürlich wurde uns entgegengehalten, dass alle Fahrten mit anderen Erledigungen verbunden würden und es daher gar nicht zu einer Klimabelastung führt. Wahrscheinlich werden einige Fahrten mit anderen Erledigungen verbunden, aber nicht alle. Und selbst wenn, kommt es zu mehr gefahren Kilometern. Weil die Windelannahme an der Industriestraße quasi eine Insellage hat, kommen allein bei einer gleichzeitigen Erledigung im Ortskern fast 5 Kilometer zusammen.

Ohne Wiegesystem können die Windeln über die Restmülltonne entsorgt werden und man spart sich alle Fahrten. Ohne Wiegesystem könnte man eine freiwillige Biotonne einführen und es würden sich etliche Fahrten zur Güterstraße erübrigen.

Die Befürworter des Wiegesystems haben eingewendet, dass das Bio-Müllfahrzeug ja auch Diesel verbrauchen würde. Das ist richtig. Aber es dürfte auf der Hand liegen, dass es sinnvoller ist, dass ein Müllwagen in einem Wohngebiet, in dem 100 Biotonnen stehen, diese in einem Rutsch abfährt. Ansonsten müssten 100 Haushalte individuell mit ihren Fahrzeugen zur Sammelstelle fahren.


Auf einen wichtigen ökologischen Aspekt ist die Verwaltung überhaupt nicht eingegangen. Im Jahr 2023 werden die Bioabfälle aus dem Kreis Wesel in einer Vergärungsanlage behandelt und es wird Biogas erzeugt. Der Kreis Wesel macht das mit dem Kreis Viersen zusammen, weil die Vergärung sowohl energetisch als auch bei der CO2-Bilanz erhebliche Vorteile hat. Die neue Anlage liegt in der Energiebilanz um 5 Mio. kWh pro Jahr vor der Kompostierung. Im Vergleich beim CO2 ist die Vergärung 5 x besser als die Kompostierung.

Hier setzte unser Antrag an. Weil in Hamminkeln unterdurchschnittlich wenig Bioabfälle gesammelt werden (wegen des Sammelsystems), könnte man diese Quote durch Einführung einer freiwilligen Biotonne erhöhen. Durch eine Erhöhung um nur 20 kg je Einwohner und Jahr könnten aus den Hamminkelner Bioabfällen ca. 100.000 cbm Biogas erzeugt werden. Hierdurch werden fossile Energieträger wie Erdgas und Erdöl eingespart. Ein echter Beitrag zum Klimaschutz.


Der Klimabeirat konnte hierzu aufgrund der Kürze der Zeit nicht Stellung nehmen. Er hat sich allerdings zu dem Thema Verwiegung kritisch geäußert, in dem er bestätigt, dass das Wiegesystem teurer ist und dass sich die Restmüllmenge durch das Nutzerverhalten nicht nennenswert reduzieren lässt. Zu derzeitigen Windel- und Bioabfallentsorgung sagt der Beirat: „Damit das sinnvoll ist, muss das Wiegesystem eine nachweislich positive Wirkung auf das Müllaufkommen von umwelt- und klimaschädlichen Müllmengen haben oder die Recyclingquoten nachweislich erhöhen. Dies lässt sich aus den dem Klimabeirat vorliegenden Zahlen nicht erkennen“.


Die Botschaft des Beirates zum Bioabfall ist ebenfalls eindeutig: „Vermutlich hätte eine konsequente Sammlung des Bio-Abfalls durch Einrichten eines Holsystems durch höhere Recyclingquoten eine deutlich positivere Wirkung auf die Umwelt als der Unterschied zwischen Volumen- und Wiegesystem beim Müll“.


Die komplette Stellungnahme des Klimabeirates können Sie hier nachlesen:


20210611 Stellungnahme Klimabeirat zum W
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